Musik für Flötenuhren auf der Drehorgel

 

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Musik für Flötenuhren
auf der Drehorgel

Rezension von Johannes Adam,

Badische Zeitung vom 15.01.2009

 

Mozart auf dem Leierkasten

Flötenuhren – das sind mechanische Musikinstru-
mente, bei denen über Holzwalze und Metallstifte Orgelpfeifen zum Klingen gebracht werden. Besonders in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfreuten sich diese Musikautomaten gerade in aristokratischen Kreisen einiger Beliebtheit. Die vorliegende CD liefert gleichsam eine halbmechanische Wiedergabe. Denn: Hier gibt’s keine Uhr, sondern eine Drehorgel mit Kurbel, durch die der Spieler immerhin einen gewissen Einfluss ausüben kann.

Jürgen Braun, der in Staufen lebende Musikpädagoge und promovierte Musikologe, hat sich der Drehorgel verschrieben, möchte den (Pardon!) Leierkasten von der Straße in den Konzertsaal holen. Von der Waldkircher Werkstatt Jäger & Brommer hat er sich jene schmucke Drehorgel bauen lassen, die hier zu hören ist.

Warm klingt’s – und ausgesprochen flötig, wie es eben bei Flötenuhrmusik in der Natur der Sache liegt. Die aufgebotene historische Bandbreite reicht von Händel bis Beethoven. Im Zentrum stehen dabei jene drei Werke Mozarts, mit denen sich heute leibhaftige Organisten abmühen. Darunter auch die f-Moll-Fantasie KV 608, von deren As-Dur-Teil es einst ja hieß, dass er „wohlthätige Thränen der Sehnsucht nach oben“ enthalte. Legt man die innige Braun’sche Drehorgel-Auslegung als Maßstab zugrunde, dann wären alle veritablen Organisten schief gewickelt, die bei diesem kompositorisch gewichtigen Opus auf Forte-Opulenz setzen. Wie dem auch sei: Die Drehorgel gibt sich intim, als nette Fußnote der Klanggeschichte.
Erhältlich in Freiburg bei Rombach Klassik und im Compact Disc Center sowie hier übers Internet.


„Ich möchte Ihnen zu Ihrem wundervollen Instrument und der Perfektion Ihrer CD gratulieren. Es wird eine meiner Lieblings-CDs auf diesem Sektor werden.“
Karlheinz Natterer, Wien


Rezension von Bernhard Häberle,

Das Mechanische Musikinstrument, Dezember 2008

 

Die CD „Musik für Flötenuhren auf der Drehorgel“ ist klassischen Kompositionen für die kunstvolle höfische Flötenuhr aus der Zeit bis zum frühen 19. Jahrhundert gewidmet. Im Zentrum stehen die drei großen Werke, die aus dem letzten Lebensjahr von Wolfgang Amadeus Mozart für dieses Instrument überliefert sind:
Das Andante F-Dur KV 616 für eine kleine Flötenuhr, vermutlich im „Gemach der Grazien“ des Müllerschen Kunstkabinetts in Wien, sowie die zwei bedeutenden Trauermusiken für das Orgelwerk in Müllers „Laudon-Mausoleum“, die auch unter dem Namen Fantasien in f-Moll KV 594 und KV 608 bekannt geworden sind. Hinzu treten Flötenuhrstücke von Georg Friedrich Händel, Carl Philipp Emanuel Bach, Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven.

Aus dem wohlbekannten Schatz Haydnscher Flötenuhr-
kompositionen fasst Dr. Braun 6 Stücke zu einem Divertimento zusammen.

Die inzwischen relativ häufig präsentierten Mozartschen Flötenuhrstücke, das heitere Andante F-Dur (KV 616) und die beiden f-Moll-Fantasien, erklingen in einer Interpreta-
tion, die im Fall vonKV 608 mit 10‘55“ vom Tempo her einiges über die überlieferte Spieldauer von ca. 8 Minuten hinausgeht und auch in ihrer gebundenen Spielweise den Charakter einer feierlichen Trauermusik auskostet. Zumindest die Mozart-Stücke hätten nach dem subjekti-
ven Höreindruck des Rezensenten eine dynamischere und mehr akzentuierte Interpretation gut vertragen.

 

Sehr erfreulich ist, dass sich auf dieser CD zu den „Kabi-
nettstücken“ Raritäten hinzugesellen, die sonst eher selten zu hören sind. So z.B. das Adagio assai, das Ludwig van Beethoven nach Mozarts Tod vermutlich für die gleiche Walzenorgel schuf, für die auch Mozarts f-Moll-Fantasien bestimmt waren, und die beiden munteren Stücke Allegro und Scherzo, die für ein kleineres Instrument, wohl ebenfalls in Müllers Kunstkabinett, geschrieben wurden.

Auch Georg Friedrich Händels reizvolle Kompositionen für Musikuhren gehören zu den eher selten gespielten Kostbarkeiten, von denen uns Dr. Braun sehr hübsch gespielt eine Auswahl von fünf Stücken bietet.

Die Kompositionen C.Ph.E. Bachs für Drehorgeln und Musikuhren nutzen die Möglichkeiten eines mechanischen Musikinstruments weit weniger aus, als etwa die Werke von Mozart und Haydn. Von daher dürfte ein Organist im Rahmen eines Orgelkonzerts keine unüberwindlich große Mühe mit ihrer Interpretation haben. Trotzdem hört man dieses Repertoire leider ganz selten. Auf dieser CD bekom-
men wir erfreulicherweise eine Kostprobe von 6 schönen Stücken (29 sind bekannt und publiziert) geboten.

Zum Schluss hören wir den Grenadiermarsch, dessen auf Haydn zurückgehende Fassung (Hob. XIX: 25) wir von der „Veyder-Malberg-Uhr“ von 1793 (heute im Nationaal Museum van Speelklock tot Pierement in Utrecht) kennen, in der erweiterten Fassung eines Arrangements von Ludwig van Beethoven.

 

„Von allen heute möglichen Realisierungen der Flötenuhr-
musik kommt die Interpretation auf einer Drehorgel als einem halbmechanischen Musikinstrument dem Ideal einer werkgetreuen Aufführung am nächsten“, ist Jürgen Braun überzeugt, der nicht nur auf der CD seine Drehorgel spielt, sondern auch alle Stücke für dieses Instrument selbst eingerichtet hat. Für den promovierten Musik-
wissenschaftler Jürgen Braun ist das freilich kein fremdes Terrain, schließlich war er u.a. editorisch als Mitarbeiter der wissenschaftlichen Haydn-Gesamtausgabe tätig.

Die CD wurde unter der Leitung eines diplomierten Tonmeisters eingespielt und lässt aufnahmetechnisch keine Wünsche offen. Dass wir eine sauber gestimmte Drehorgel hören, mag selbstverständlich erscheinen, ist aber eine der lobenswürdigen Ausnahmen unter der großen Menge an Drehorgel-Tonträgern, die in den letzten Jahrzehnten auf den Markt geworfen wurden!

 

Die Waldkircher Orgelstiftung, aus deren Sammlung auch die Flötenuhr von Ignaz Blasius Bruder stammt (1825), welche das Cover-Bild ziert, hat die Herstellung der CD großzügig unterstützt. Sie kann von dort (www.waldkircher-orgelstiftung.de) oder hier zum Preis von 14,- € zuzüglich Versandkosten (Inland = 3,- €) bezogen werden.

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Dr. Jürgen Braun, Ernst-Duis-Weg 13, 79219 Staufen i.Br.